Der Realität geht die Luft aus
Es ist erstaunlich und in letzter Konsequenz auch erschreckend, dass das Phänomen der sich pandemisch ausbreitenden Abkehr vom Realen noch immer nicht adäquat verstanden wird. Wobei doch eigentlich klar sein müsste, dass sich diese Zersetzungsprozesse in den Köpfen der Menschen abspielen, und nirgendwo sonst. Dabei können derartige Wahrnehmungsverschiebungen in Extremfällen sogar dazu führen, dass die Realität mit rein Ausgedachtem verwechselt wird.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass das, was der Mensch unter „Wirklichkeit“ versteht, eine objektive Gegebenheit wäre. Eine veritas ontologica, die belegen will, dass das Seiende für den Menschen absolute Erkennbarkeit besitze, gibt es nur in der Philosophie. Denn in Wahrheit beruht dieses allein auf den Vermutungen seines Gehirns, da es de facto kein direktes Fenster zur Welt besitzt.
DIE WIRKLICHKEIT GLEICHT EINER VERABREDUNG
So ist das menschliche Gehirn schon allein aus rein anatomischen Gründen völlig isoliert von der Welt und komplett auf die elektrischen Impulse der in der körperlichen Peripherie befindlichen Sinnesorgane angewiesen, aus denen es sich ein Bild von der nicht unmittelbar wahrnehmbaren Welt zusammenbauen muss: Bilder und Impressionen, die in ihrem genuinen Charakter also von vorneherein rein virtueller Natur sind, und – vom menschlichen Bewusstsein synchron unterstützt – mit scheinbar objektivem Sinn unterfüttert werden. Beständig abgeglichen mit den im Menschen tief verankerten Erinnerungen und Erfahrungen, zu denen sich diese höchst vermittelten Eindrücke von der Außenwelt wie selbstverständlich in Einklang befinden müssen, wenn dieser stabil, orientiert und vor allem handlungsfähig bleiben soll.
Doch in seiner spezifischen Eigenart, mit den Dingen der Welt nur rein virtuell operieren zu können, liegt auch ein fataler Schwachpunkt des Gehirns begründet, der sich unter anderem auch in dessen offenkundiger Affinität zu jeglicher Form von Virtualität erkennen lässt – ein Tatbestand, der gegenwärtig allenthalben mehr oder weniger drastisch zu beobachten ist.
In diesem Zusammenhang wäre es auch nicht übertrieben, wenn man behauptete, dass jeder virtuelle Außenraum, in dem der Mensch von vorneherein und auf Dauer leben würde, von ihm ganz automatisch als „Realität“erlebt werden würde, hätte dessen Gehirn unter derartigen Bedingungen ja keine Vergleichsmöglichkeiten mehr.
Damit etwas für den Menschen real wird, hat aber nicht nur allein mit dessen Gehirn zu tun: Denn das, was der Mensch Wirklichkeit nennt, ist im Grunde nichts anderes als das, „was man (!) wahrnimmt, und worauf sich die meisten derer, die das ebenso wahrnehmen, geeinigt haben“, so der Hirnforscher Wolf Singer.
Aus diesem Grund stellt das Wirkliche für den Menschen offenbar weniger ein qualitatives, als vielmehr ein quantitatives Phänomen dar. Denn augenscheinlich wird diesem der Raum, in dem er sich bewegt, erst dann zur objektiven Größe, wenn auch andere seine Weltsicht teilen, und er sich deshalb mit jenen verbunden fühlt, die seine Wahrnehmung mit ihm teilen.
Demzufolge beruht das, was der Mensch als „real“ erlebt, im Grunde auf einer kollektiven Verabredung, mit deren Hilfe er sich anschickt, die Bedeutung und Wesenshaftigkeit der ihm erscheinenden Dinge in gegenseitiger Bestätigung und Vergewisserung instrumental festzuschreiben. Ein Vorgang, den man im Blick behalten sollte, wenn man an die Gegenwart denkt, in der die Frage, was real ist oder nicht, schwer in der Krise steckt.
Folglich scheint eine Gesellschaft faktisch erst dann denkbar, wenn deren Mitglieder ein gemeinsamer Bedeutungskanon der Welt gegenüber verbindet. Kollektiv verankert in einem allen gemeinsamen Wirklichkeitsempfinden, das sich im individuellen Wahrnehmungsakt des je Einzelnen wie selbstverständlich, weil völlig unbewusst, praktisch in jeder Sekunde immer wieder aufs Neue identisch reproduziert. Wie sonst wäre eine Gesellschaft überhaupt in der Lage, gemeinschaftlich zu kooperieren, geschweige denn zusammenzuhalten?
Denn erst aus dem gemeinsamen Weltverständnis eines Kollektivs erwachsen in der Folge auch jene sozio-dynamischen Prozesse, die schließlich zur Etablierung von gesellschaftlichen und politischen Strukturen in dessen Korpus führen, und letztendlich auch in einem für alle verbindlichen Verhaltenscodex münden. Allgemein geltende Regularien des gesellschaftlichen Miteinanders, die jenem Wertekanon folgen, der sich aus der Wertigkeit des spezifischen Weltbilds dieser sich formiert habenden Gesellschaft ergeben. Aus diesem Grund überrascht es auch nicht, wenn Kant in diesem Kontext von der Wirklichkeit als einer „regulativen Idee“ spricht.
JEDE EPOCHE HAT DIE IHR EIGENE WIRKLICHKEIT
In diesem Sinne sieht sich jede historisch-kulturelle Epoche nicht nur durch das ihr eigene Weltbild, sondern vornehmlich auch durch ein für sie absolut charakteristisches Bild vom Menschen definiert das sich konsequenterweise aus deren spezifischer, historisch eingefärbten Weltempfindung ableitet. So die Art und Weise seines Denkens und Fühlens und dessen Verhältnis zu Natur und Gott. Gedanken, die insbesondere auch um die Art und Weise seines Wesens kreisen, und dessen Tugenden und Abgründe zu beschreiben suchen. Reflexionen, die zudem auch in den philosophischen Erwägungen jeder großen historischen Epoche zum Ausdruck kommen.
Darüber hinaus aber wohnen dem Wirklichkeitsverständnis des Menschen immer auch ganz pragmatische Aspekte inne. Denn nur dann, wenn dieser mit der unverrückbaren Konkretheit seiner Lebensverhältnisse auch jederzeit hundertprozentig rechnen kann, werden diese ihm schließlich zur vermeintlichen Realität, auf die er glaubt, sich immer verlassen und, wenn nötig, auch jederzeit berufen zu können.
Aber trotz aller vermeintlicher Vertrautheit und inneren Sicherheit, die Welt wäre so, wie sie für ihn ist, verbleibt der Mensch doch letztlich im Ungefähren. Optimal getäuscht von seinem Gehirn, wovon der Gutgläubige allerdings keine Ahnung hat, weil er natürlicherweise nicht wissen soll, was da in Wirklichkeit eigentlich so läuft: Eine Glanzleistung des Gehirns.
EIN BLICK IN DIE GESCHICHTE LOHNT IMMER
Deshalb wird die dem Menschen gegebene Wahrnehmungs- und Erkenntnisschwäche im alltäglichen Leben in aller Regel nur äußerst selten offenbar, wohingegen sich dessen kognitive Malaise anhand der historischen Abfolge seiner so extrem differenten Weltbilder allerdings überaus drastisch verrät. Denn ganz offensichtlich erlebte der Mensch längst vergangener Kulturen ganz andere Wirklichkeiten, als der heutzutage. Erfüllt von Vorstellungen, die in gegenwärtigen Zeiten teilweise so fremdartig und abstrus anmuten, als entstammten diese ganz anderen Sphären. Wie mag es da wohl jemanden ergehen, der in ein paar tausend Jahren auf unsere Epoche zurückblicken wird, und dort die Wirklichkeit schon wieder kippen sieht, da es mittlerweile ja schon völlig egal zu sein scheint, was real ist oder fiktiv?
In diesem Sinne gleicht die Geschichte des Menschen auch immer der seines jeweiligen Bewusstseinszustands, geprägt von den historisch-dynamischen Prozessen seines Erkenntniswillens, Erde, Himmel und Gott wenigstens gedanklich zu fassen und zu begreifen. Mentale Prozesse also, die jedoch auch immer von der schicksalshaften Unfähigkeit des Menschen erzählen, die Dinge letztlich zu begreifen. Geschichten voller Mutmaßungen und Irrungen, Enttäuschungen und Ängsten, Turbulenzen und Kämpfen.
Und dennoch stellt sich in diesem Zusammenhang der Eindruck ein, als wäre der Mensch in Verlauf seiner Geschichte der Wahrheit Schritt für Schritt immer nähergekommen. Aber mehr Wissen anzuhäufen bedeutet noch lange nicht, dieses deswegen auch besser begreifen zu können. Im Gegenteil. Denn gegenwärtig scheint ihn die Fülle seines Wissen eher mehr und mehr zu verwirren. Völlig verunsichert ist er dabei, den Kopf in den Sand zu stecken und zu kapitulieren. Vor lauter Bäumen sieht er den Wald nicht mehr!
DER AUTOZENTRALE BLICK
Dem Anschein nach dürfte der Mensch seiner Wahrnehmung und seinem Bewusstsein also eigentlich nicht trauen. Dies aber scheint ihm wesensbedingt verwehrt, denn sein Gehirn hindert ihn daran – mit allen Mitteln und Kniffen, die ihm zur Verfügung stehen. Ja das scheint ihn sogar dazu zu zwingen, die Dinge um sich herum immer nur aus seiner Perspektive zu betrachten, was ihn dazu verleiten mag, sich stets im Zentrum derselben zu erachten. Völlig abhängig von seinem verengten Blick, dem naturbedingt alles, was zu klein, zu langsam oder zu schnell ist, notgedrungen entgehen muss. Aber auch das nimmt er nicht wahr, weil er es schlichtweg nicht wahrnehmen kann. Blindlings seinen beschränkten Sinnen ausgeliefert empfindet er sich gleichsam automatisch als Subjekt, das auf die Dinge wie Objekte schaut, um diese in der Folge dann - ihrer vermeintlichen Bedeutung gemäß - seiner fatalen Weltsicht bedingungslos und mechanisch unterzuordnen - seinem autozentralen Blick zur Gänze verfallen. Schon Platon hat diesen Blick in seinem Höhlengleichnis am Anfang des siebten Buches seines Dialogs Politeía dementsprechend unerbittlich charakterisiert.
Denn ihm gemäß ist der menschliche Blick gar nicht auf die Dinge selbst, sondern in Wahrheit nur auf deren Schatten gerichtet: So hocke der Mensch in einer dunklen Höhle, wäre im Nacken unerbittlich-fest angekettet und deshalb dazu gezwungen, immerfort auf eine Felswand vor sich zu starren, auf der er lediglich die Schatten der Dinge wahrnehmen könne. Die realen Vorgänge aber, die sich in seinem Rücken abspielten und zu denen er sich nicht umwenden könne, entzögen sich seinem Blick für immer – so würden ihm die Schatten der Dinge zur Wirklichkeit. Obwohl er sie prinzipiell sehen könnte: Durch ein breites Loch oben in der Felswand hinter ihm nämlich. Das aber ist ihm verwehrt.
WELTBILDER VOLLER MUTMASSUNGEN
So ist bereits das erste überlieferte Weltbild des Menschen historisch gesehen ein eindrückliches Beispiel für dessen Wahrnehmungsdilemma: Es entstammt der babylonischen Kultur, die sich im zweiten Jahrtausend vor Christus im Zweistromland Mesopotamiens etablierte, und in der Folge die kollektive Vorstellung vom Wesen und Aufbau der Welt bis in die Antike hinein wesentlich prägte. Wobei die diesem Bild inhärente und für den Menschen so typische Überzeugung, alles unterläge einer ewig-perfekten Ordnung, in deren Mittelpunkt sich die Erde befände und der Mensch somit im Zentrum aller Dinge, bereits schon damals überaus drastisch zum Ausdruck kam. Ein scheinbar unbeirrbarer Glaube, der bemerkenswerterweise bis ins fünfzehnte Jahrhundert nach Christus zumindest in der westlichen Hemisphäre im Wesentlichen für alle als absolut verbindlich galt.
Dieser babylonischen Kosmologie zufolge war die Erde eine flache Scheibe und die Landmassen vom Ozean umspült. Darüber wölbte sich das Firmament, in dem die „Lichter“ der Himmelskörper fest verankert waren. Ein absolut statisches Weltgebäude also, das im Prinzip keinerlei kosmische Bewegung kannte, die sich dem menschlichen Blick offenbar gleichsam auf natürliche Art und Weise entzog.
Eine Tatsache, die dem Wesen des Menschen vermutlich auch mehr als entgegenkam, waren ihm starke Naturbewegungen, sei es im Äußeren oder seinem Inneren, doch schon damals nicht ganz geheuer. Denn im Grunde neigt der Mensch in aller Regel zu einem möglichst überschaubaren und geordneten Leben. Und solch eine stabile und feste Ordnung glaubte er demzufolge auch im Kosmos zu erkennen, da er ja offenbar nicht anders kann, als sich (wie notgedrungen) in den Dingen nur immerfort zu spiegeln. Folglich musste im Himmel wie auch auf Erden alles Existierende festverankert und unverrückbar auf dem ihm entsprechenden Platz stehen: Unnötige und unvorhergesehene Bewegungen machen dem Menschen von jeher einfach furchtbare Angst, da diese für ihn mutmaßlich immer auch tiefgreifende Veränderungen nach sich ziehen, die er bis heute hasst wie die Pest.
Bald aber musste der Mensch auf bittere Art und Weise erfahren, dass ihn seine Sinne furchtbar getrogen hatten, denn die Erde war nicht flach, sondern eine Kugel. Und die Sternenlichter standen nicht fix am Himmel, sondern zogen dort ruhig ihre Bahnen. Allerdings in Kreisform, davon war er fest überzeugt: Denn diese war ihm mittlerweile zum Symbol für Vollkommenheit geworden. Folglich musste sich diese Form auch in den kosmischen Bewegungen wiederfinden lassen, wobei er sich wie selbstverständlich weiterhin im Zentrum der Dinge wähnte, schließlich war er es, der um sich blickte. Folglich blieb aller Fokus auf ihn gerichtet – das Ptolemäische Weltbild war geboren.
WAS MAN NICHT SEHEN SOLL, SIEHT MAN EINFACH NICHT
Trotz allem aber stellt sich die Frage, ob es damals nicht doch Menschen gab, die die Dinge ganz anders sahen. Wie der griechische Astronom und Mathematiker Aristarchos von Samos zum Beispiel, der sich schon im 2. Jahrhundert v. Chr. deutlich gegen das geozentrische Weltbild wandte, wonach sich die Sonne um die Erde drehe. Doch Aristarchos sah das schlichtweg umgekehrt und plädierte für eine heliozentrische Kosmologie. Aber vermutlich sahen das wenige so. Die tausendjährige Ideologie der institutionalisierten kosmologischen Symbolik der katholischen Kirche hatte sich offenbar schon fest in die Gehirne der Menschen eingebrannt. Was man zu sehen glaubte, glaubte man auch.
Obwohl man auf einem Stuhl sitzend und den Sonnenuntergang betrachtend, durchaus das Gefühl hätte haben können, nicht die Sonne würde untergehen, sondern man selbst auf dem Stuhl sitzend, der sich mit einem rücklings nach hinten unten von der Sonne wegdrehen würde. Das aber entging dem menschlichen Bewusstsein offenbar, von dem man übrigens bis heute nicht weiß, was es eigentlich ist.
So blieb der Mensch am Ptolemäischen Weltbild bis ins 15. Jahrhundert nach Christus wohl oder übel kleben. Nicht im Mittelpunkt der Schöpfung zu stehen, schien ihm offenbar schlechthin unvorstellbar. Obwohl es auch neugierige und kritische Menschen gab, deren Blick sich mithilfe des Fernrohrs auf einmal geweitet hatte. Der technische Blick hatte die Szene betreten und forderte den Glauben heraus.
So erfuhr der Mensch üble Zeiten, die von Konflikten und Kämpfen um Weltbilder beherrscht und geprägt wurden. Die dunklen Seiten des Weltbilds traten mit mit einem Mal unerbittlich hervor: Blindwütige Machtausübung, Unterdrückung, Folter und Tod. Kein Wunder: Wieder einmal hatte sich die Realität als Illusion erwiesen – der Mensch drehte durch.
Dabei ging es vor allem um die Legitimation der katholischen Kirche, die die Gesellschaften der westlichen Hemisphäre zur damaligen Zeit voll im Griff hatte, und sich angesichts der Tatsache, dass die Erde um die Sonne kreise, mit aller Macht wehrte und verzweifelt um sich schlug, weil sie sich in ihren Grundfesten erschüttert sah. Woraufhin sie sich wutschnaubend die Inquisition erfand, um es den Menschen zu zeigen.
Schließlich hatte sie sich schon vor Urzeiten darauf festgelegt, dass alles um sie kreise - im Himmel war Gott, und auf Erden sein Stellvertreter. Der Papst war unfehlbar wie Gott.
Die Sonne dreht sich um die Erde – wer es wagte, an diesem Hebel zu drehen, wurde gequält und verbrannt. Wie Giordano Bruno, der es wagte, Widerspruch einzulegen: Der Kosmos sei unendlich, sagte er. Mit vielen Sonnen und Planeten, die um diese kreisten. Folgerichtig wurde er gequält und verbrannt. Im Februar des Jahres Sechzehnhundert auf dem Petersplatz in Rom nämlich. – Und doch, Bruno hatte recht. Kein Wunder also, wenn die katholische Kirche seitdem mit der Wissenschaft heftig im Clinch liegt. Doch mit Giordano Bruno tat sie sich besonders schwer: Erst am 12. März 2000 erklärte der Papst nach wohlgemerkt vierhundert Jahren, „die Hinrichtung sei nunmehr auch aus kirchlicher Sicht als Unrecht zu betrachten.“
WOHIN?
Doch nicht nur die Kirche, sondern auch der Mensch musste sich angesichts der Tatsache, nicht mehr im Zentrum des Weltgeschehens zu stehen, urplötzlich so fühlen, als sei ihm der Teppich unter den Füssen weggezogen – mit einem Mal mutterseelenallein der Ewigkeit ausgeliefert und haltlos durchs Ungefähre dahintreibend.
Die erste Kränkung der Menschheit, wie Sigmund Freud diese historisch-geistige Kehrtwendung zusammenfasste. Der Mensch rieb sich die Augen. Wo war er?
Damit aber nicht genug: Denn mit Charles Darwin erlebte der Mensch die zweite Kränkung, da er von Tieren abstamme, und nicht von Gott. Wer war er?
Das erklärte ihm Sigmund Freud. Der Mensch sei im Grunde ein Tier. Gesteuert von unbewussten Trieben und vom Sexualtrieb nachgerade besessen. Die dritte Kränkung. Er war verloren.
Und wenn ihm heutzutage Wissenschaftler sagen, sein Ich sei nichts anderes als eine Illusion, die er seinem Gehirn verdanke, dreht der Mensch vollends durch und verdammt die Wissenschaft, obwohl er längst nicht mehr gläubig ist. Der Kreis hat sich geschlossen.
Auch Päpste waren nur Menschen.